Unternehmen, die sich erstmals zertifizieren lassen, stehen vor einer Menge von Fragen:
Wie finde ich den richtigen Zertifizierer? Wie bereite ich mich auf das Audit vor? Wie läuft das Zertifizierungs-verfahren ab?
Als kleine Orientierungshilfe habe ich die wichtigsten
Fakten zum Zertifizierungs-ablauf in diesem Leitfaden zusammengefasst.
Zweck der Zertifizierung
Zertifizierung (abgeleitet vom lateinischen certes „sicher“ und facere "machen/fertig") bedeutet die Überprüfung der Erfüllung der Anforderungen aus der Norm (z.B. der DIN EN ISO 50001) durch eine unabhängige Organisation.
Zweck der Zertifizierung ist, das eingeführte Managementsystem hinsichtlich seiner Normkonformität und Wirksamkeit zu bewerten, mit dem Ziel der Ausstellung eines Zertifikates.
Ablauf der Zertifizierung
In der Regel läuft die Zertifizierung eines Energiemanagementsystems (EnMS) nach den folgenden 8 Schritten ab:
1. Auswahl des Zertifizierers
Bei der Wahl des Zertifizierers ist auf dessen Akkreditierung (Zulassung) für die Zertifizierung von EnMS zu achten.
In Deutschland erfolgt die Akkreditierung durch die DAkkS. Mit einer Akkreditierung bestätigt diese, dass die Zertifizierungsstellen ihre Aufgaben fachkundig und nach geltenden Anforderungen erfüllen. Kurz: Die DAkkS prüft die
Prüfer.
Eine Übersicht über die akkreditierten Stellen der DAkkS ist auf deren Homepage www.dakks.de einsehbar.
2. Angebots-/Vertragsphase
Auf der Basis aktueller Unternehmensdaten schätzt die Zertifizierungsstelle den Auditaufwand ab und erstellt ein Angebot für die 3-jährige Zertifizierungsperiode (Zertifizierungsaudit und die jährlichen Überwachungsaudits).
Nach Vertragsunterzeichnung beginnt der Zertifizierungsprozess.
3. Auditvorbereitung
Zunächst schlägt die Zertifizierungsstelle einen oder mehrere Auditoren/Auditorinnen nach fachlicher Kompetenz vor.
Im Anschluss wird der Auditablauf in einem Auditplan nach Abstimmung mit dem Unternehmen schriftlich festgelegt. Bei der Erstellung des Auditplans gilt, dass ein Audittag 8 Zeitstunden umfasst.
Beispiel: Bei einem Auditaufwand von 2 Audittagen, kann das Audit entweder durch einen Auditor an 2 Arbeitstagen oder durch ein Auditteam von 2 Auditoren an einem Arbeitstag durchgeführt werden.
4. Voraudit (optional)
Auf Wunsch kann ein einmaliges Voraudit (zusätzlich zum Audit der Stufe 1) durchgeführt werden. In dieser Vorbeurteilung wird der IST-Zustand zur Norm ISO 50001 ermittelt. Das Vor-Audit ist optional, also keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Zertifizierung.
5. Zertifizierungsaudit
Mit einem zweistufigen Zertifizierungsverfahren prüft das Audit-Team, inwieweit das Managementsystem den Anforderungen der Norm entspricht und beurteilt die Wirksamkeit in der Praxis.
Neben der betrieblichen Einführung des EnMS sind vor dem Zertifizierungsaudit zwingend durchzuführen:
-
ein internes Audit und
-
ein Management-Review (Managementbewertung).
Der Abstand zwischen beiden Auditstufen sollte mind. 14 Tage, aber nicht mehr als 3 Monate betragen.
Audit Stufe 1:
Im Stufe 1 Audit, das i.d.R. nur bei einer Erstzertifizierung erforderlich ist, wird die Zertifizierungsfähigkeit ermittelt. Weiterhin wird die vorhandene Dokumentation (Handbuch, Verfahrensanweisungen etc.) stichprobenartig geprüft und das Audit der Stufe 2 vorbereitet.
Audit Stufe 2:
Im Stufe 2 Audit, dem eigentlichen Zertifizierungsaudit erfolgt dann die vollständige Überprüfung und Bewertung der Einführung, Anwendung und Wirksamkeit des gesamten EnMS. Es wird also geprüft, wie das EnMS in der täglichen Praxis angewendet wird.
6. Zertifikatserteilung
Nach erfolgreichem Abschluss des Zertifizierungsaudits wird das Zertifikat erteilt. Es bescheinigt die Normkonformität und Funktionsfähigkeit des EnMS.
7. Überwachungsaudits
Um die Zertifizierung zu behalten, sind jährliche Überwachungsaudits nötig. Dabei wird geprüft, ob kontinuierlich an der Optimierung des EnMS gearbeitet wird.
8. Re-Zertifizierung
Das ISO 50001-Zertifikat ist drei Jahre gültig. Danach erfolgt die Re-Zertifizierung.
Fazit
Mit einer Zertifizierung treten Unternehmen in einen andauernden PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act) und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess wird gestartet. Nur so ist es möglich, den aktuellen Energieverbrauch immer wieder zu überprüfen und neu zu bewerten. Dies führt in der Regel zu Energie- und Kosteneinsparungen und damit schlussendlich zur Erhöhung der Energieeffizienz.
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