Warum Unternehmen Energiekennzahlen bilden und bewerten sollten!

Steigende Energiekosten, gesetzliche Vorgaben wie das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) oder die Möglichkeit, im Rahmen der SpaEfV vom Spitzenausgleich zu profitieren – eine Vielzahl von Unternehmen hat sich bereits entschieden, ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 einzuführen und systematisch zu betreiben.

 

Das Grundgerüst der Anforderungen definiert hierbei die Norm DIN EN ISO 50001.

 

Sie behandelt nicht nur die organisatorischen Aspekte eines Energiemanagementsystems, vielmehr soll sie bei der Verbesserung der energiebezogenen Leistung (engl. „energy performance“) unterstützen.

Um diese Potentiale sinnvoll zu ermitteln, ist es notwendig, einen Referenzpunkt – die sog. energetische Ausgangsbasis (engl. „energy baselines“ – EnB) zu definieren. Eng damit verbunden ist die Bildung von Energieleistungskennzahlen (engl. „energy performance indicator“ - EnPI). Sie müssen regelmäßig erfasst, überprüft und mit der energetischen Ausgangsbasis verglichen werden. Anschließend können Schlussfolgerungen abgeleitet und Maßnahmen ergriffen werden, die zu einer Verbesserung der energiebezogenen Leistung führen.

 

Typische Energiekennzahlen sind z. B.:

  • Energieeinsatz bezogen auf Produktionsmenge, z.B. kWh/t
  • Wärmebedarf im Jahr pro m² normiert durch Witterungsbereinigung (Heizgradtage)
  • Energieverbrauch einer Organisation bezogen auf die Wertschöpfung

Mit dem Wachsen der 50000-er Familie wird der Nachweis der energetischen Leistungsverbesserung künftig verpflichtend!

Nach Angaben der GUTcert (Zertifizierungsgesellschaft aus Berlin) kann zukünftig eine nicht erreichte Verbesserung der energiebezogenen Leistung als Abweichung im Zertifizierungsprozess gewertet werden. Hintergrund ist, dass in vielen Fällen die Leistungsverbesserung nicht ausreichend dokumentiert ist bzw. auf keiner klar nachvollziehbaren Methode beruht:

 

„Derzeit werden von den meisten Unternehmen zur Bildung von Kennzahlen „top-down“-Ansätze gewählt. Diese basieren auf der zeitlichen Veränderung von Energieverbrauchs-Kennwerten zwischen dem Basis- und dem Analysejahr. Die jährliche Energiekennzahl (z. B. in MWh pro Tonne) ergibt sich als Quotient aus dem gesamten Energieverbrauch und der Produktion. Dies sind zwar wichtige Indikatoren für die Bedeutung von Energiekosten im Unternehmen, hinsichtlich der Energieeffizienz ist diese hoch aggregierte Zahl jedoch oft sehr interpretationsbedürftig, da in ihr alle energiebezogenen Veränderungen erfasst werden, egal welche Ursachen sie haben. So lässt sich z.B. der Einfluss von geänderten Produkten und Produktanteilen oder von ausgelagerten Vorproduktionen nicht aus den Energieverbräuchen ableiten.

Zum anderen werden Kennzahlen für Querschnittstechnologien wie Pumpen und Heizungsanlagen angewendet. Diese Kennzahlen sind jedoch nicht kompatibel und es lassen sich keine übergeordneten Kennzahlen aus den Einzelkennzahlen bilden; ein „bottom-up“-Verfahren ist somit ebenfalls nicht möglich.“

Quelle: GUTcert

Praktische Hilfestellungen und Werkzeuge liefern hier die ISO-Leitfäden 50006 und 50015!

Beide Normen werden aktuell in das DIN-Format übersetzt.

ISO 50006

Energiemanagementsysteme - Messung der energiebezogenen Leistung unter Nutzung von energetischen Ausgangsbasen (EnB) und Energieleistungskennzahlen (EnPI) – Allgemeine Grundsätze und Leitlinien

 

Der Leitfaden ISO 50006 bietet Hilfestellung bei der Definition der energetischen Ausgangsbasis (EnB) sowie der

Energieleistungskennzahlen (EnPI), die zur Bewertung der Verbesserung der energiebezogenen Leistung herangezogen werden.

 

Außerdem enthält sie zahlreiche beispielhafte Beschreibungen zur Erfassung und Quantifizierung u.a.

  • des Energieeinsatzes,
  • der Energieeffizienz,
  • der Energieanwendung,
  • der energiebezogenen Leistung,
  • der Energiebedarfsreduktion.

ISO 50015

Energiemanagementsysteme – Messung und Verifizierung der energiebezogenen Leistung von Organisationen – Allgemeine Grundsätze und Anleitung

 

Der Leitfaden ISO 50015 beschreibt grundlegende Prinzipien für die Messung der energiebezogenen Leistung sowie für die Überprüfung (Verifikation) der Ergebnisse.

 

Darüber hinaus wird exemplarisch die Aufstellung und Umsetzung eines „Mess- und Verifikationsplans“ (M&V-Plan) beschrieben.

Fazit:

Der Kennzahlenvergleich gilt als eines der wichtigsten Steuerungsinstrumente im Energiemanagementsystem. Und auch in der Revision zur ISO 50001 wird das Thema „Nachweis der Leistungsverbesserung mittels messbarer Ergebnisse“ wahrscheinlich deutlich gestärkt werden!

Fragen? Gern!