Energieaudit-Pflicht: DIN EN 16247-1 versus ISO 50001

Energieaudit oder Energiemanagementsystem – Wo liegt der Schlüssel zum Erfolg?

Das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) macht erstmals für Nicht-KMU's Energieaudits zur Pflicht und eine ISO 50001-Zertifizierung zur Kür.


Doch welches dieser Systeme ist der „richtige“ Weg zur Erfüllung des EDL-G?

 

Gleich erst einmal vorweg: Das hängt ganz entscheidend von der energetischen Situation im Unter-nehmen ab.

Doch bevor ich darauf näher eingehe, zunächst einmal ein Blick auf die Definitionen:

1. Energieaudit

Gemäß der DIN EN 16247-1 ist ein Energieaudit eine systematische Inspektion und Analyse des Energieeinsatzes

und des Energieverbrauchs einer Anlage, eines Gebäudes, eines Systems oder einer Organisation mit dem Ziel, Energieflüsse und das Potenzial für Energieeffizienzverbesserungen zu identifizieren und über diese zu berichten.

 

2. Energiemanagementsystem (EnMS)

Die ISO 50001 definiert ein EnMS als Gesamtheit miteinander zusammenhängender oder interagierender Elemente zur Einführung einer Energiepolitik und strategischer Energieziele, sowie Prozesse und Verfahren zur Erreichung dieser strategischen Ziele.

Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo liegen die Unterschiede und welche Fristen sind zu beachten?

In der nachfolgenden Übersicht habe ich die wichtigsten Aspekte gegenübergestellt:

  DIN EN 16247-1 DIN EN ISO 50001
Anerkennung Europaweit anerkannte Norm. Weltweit anerkannte Norm.
Inhalt Leitfaden zur Durchführung einer energetischen Bewertung. Anforderungen zur Einführung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und Verbesserung eines EnMS.
Zielgruppe

Geeignet für alle Organisationen als Einstieg:

Für Nicht-KMU als Nachweis der Pflicht-Energieaudits nach EDL-G.

Geeignet für alle Organisationen und Unternehmensgrößen.
Frist 5. Dezember 2015

31. Dezember 2016

(bis 5. Dezember 2015 Nachweis ggü. BAFA über Einführung des Systems)

Managementsystem Kein Managementsystem mit einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Ganzheitliches Managementsystem basierend auf dem PDCA-Zyklus.
Effizienz
  • Aufzeigen von Einsparpotentialen mit Angaben, welche Investitionen sich in welcher Zeit rentieren
  • Einmal-Effekt durch Momentaufnahme
  • Kein Handlungszwang
  • Kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz möglich
  • Einsparungen möglich
Aufwand
  • Gering: Durchführung durch externen oder internen Energieauditor (alle 4 Jahre für Nicht-KMU)
  • Kein Aufbau von Management-Strukturen erforderlich
  • Hoch: Bereitstellung von Ressourcen (Energieteam), Erstellung Dokumentation, ggf. Einbeziehung eines externen Beraters
  • Vereinfachte Ankopplung an bestehende Managementsysteme
Zusatzeffekte Es entsteht ein Bericht, kein Zertifikat. Imageeffekt durch Zertifikat.
Erfolgsaussicht
  • Stark abhängig vom individuellen Engagement.
  • Stärkung CI (corporate identity) durch Einbindung der Mitarbeiter
  • Starke Außenwirkung

 

Zusammenfassend lässt sich also formulieren:

Ein Energieaudit ist mit verhältnismäßig geringem finanziellem und personellem Aufwand verbunden und beinhaltet allgemein eine Analyse des Energieverbrauchs und eine Potenzialanalyse. Die DIN EN 16247-1 ist jedoch keine Manage-mentsystem-Norm, da Managementsystem-Strukturen wie bei der ISO 50001 entfallen, das Audit stellt demzufolge auch keine Zertifizierung dar. Ein Energieaudit ist geeignet, systematisch Energieeinsparpotenziale aufzudecken und zu bewerten. Es zeigt also dem Unternehmen den IST-Zustand der energetischen Situation, unterstützt jedoch nicht den kontinuierlichen Verbesserungsprozess.

 

Im Gegensatz dazu ist durch die systematische Einführung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001 eine nachhaltige und kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz im Unternehmen möglich. Einsparpotentiale werden nicht nur erkannt, wie es beim Energieaudit der Fall ist, sondern Schritt für Schritt umgesetzt. Dennoch lässt sich nicht pauschal sagen, dass die Einführung eines Energiemanagementsystems in jeder Hinsicht die optimale Handlungs-empfehlung ist. Alle Vor- und Nachteile, die sich daraus ergeben, sollten gegeneinander abgewogen werden. Denn Bestandsaufnahme und Einführung kosten nicht nur Zeit sondern auch Geld und je nach Unternehmensgröße kann der Mindest-Zeitbedarf zwischen 3 bis 18 Monaten variieren.

Welches System ist nun für welches Unternehmen geeignet?

Fakt ist, dass Unternehmen

  • mit einem erheblichen Anteil der Energiekosten an den Betriebskosten,
  • mit einer Vielzahl von Standorten,
  • mit komplexen Energieverbräuchen

prüfen sollten, ob für sie die Einführung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 sinnvoll ist.

 

Für kleinere Büro- bzw. Verwaltungsbetriebe, die meist Energie lediglich für Beleuchtung, Bürokommunikation etc. verwenden und bei denen die Wärmeversorgung in der Regel über den Vermieter erfolgt, ist ein Energieaudit in den meisten Fällen ausreichend.

Fazit:

Energieaudits sollten als Chance verstanden werden, bieten sie doch auch Vorteile und können als Vorstufe zum komplexeren Energiemanagementsystem genutzt werden. Denn die gewonnen Daten liefern die „technischen“ Grundlagen für die Weiterentwicklung zum Energiemanagementsystem nach ISO 50001.

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